Beschreibung ↓
Wie im Grimm‘schen Märchen gründen Esel, Hund, Katze und Huhn eine Band, denn: „Wer singt, der ist nicht tot.“ Doch anders als bei den Bremer Stadtmusikanten sind es die vier selbst, die ihren Unterdrückern kündigen oder entfliehen: Esel Grau hat lange genug bis zur Erschöpfung gearbeitet. Hund Schlau will nicht mehr an der Kette den gesicherten Wohlstand seines Arbeitgebers bewachen. Mit letzter Kraft entflieht Huhn Kommun der Massentierhaltung. Katze Schwarz wird schwanger und halbtot aus dem Meer gezogen.
Zu viert wagen sie den Aufstand und wollen eine bessere, solidarische Welt erzwingen. Mit ihren Liedern und ihrer Diskussionsfreude geben sie ein fabelhaftes Beispiel, wie sich Zuversicht behalten lässt angesichts globaler Krisen. Auf ihrem Weg geraten sie schließlich erneut an die Gutsbesitzer, denen sie entkamen. Während Herr und Frau von zur Mühlen um ihren Reichtum zittern, beschleicht das Paar im Traum eine schreckliche Erkenntnis: „Wir sind die Räuber in dieser Geschichte.“ Ihr Mumm ist nichts als eine Sektmarke.
Martin Heckmanns‘ preisgekröntes Stück (Finalist Mülheimer Dramatikpreis 2023) ist eine mitreißende poetisch-politische Parabel über die Probleme unserer Zeit, ein „bitterböses Diskurs-Märchen“ wie Juror Franz Wille urteilte. Die erfolgreiche Uraufführungs-Inszenierung von Friederike Heller am Staatstheater Kassel zieht in veränderlicher Form weiter von Stadt zu Stadt, das bekannte Grimm-Zitat im Titel dieses Singspiels wird zum Motto der Tour. Die Berliner Musikerin und Komponistin Masha Qrella begleitet das Quartett live mit Band – Gesang und Schauspiel gehen fließend ineinander über. Ob sich das „etwas Bessere“ finden lässt, muss offen bleiben wie vieles in diesem empathischen und tiefgründigen Text, der die Wurzeln unseres Zusammenlebens erkundet.
Termin ↓
Infos ↓
Nominiert für den Mülheimer Dramatikpreis 2023 (Gastspiel im Mai 2023)
Pressestimmen ↓
Dicht, intensiv, gewaltig (...) Der Mensch als selbst ernannte Krone der Schöpfung, der sich Tier und Natur zum Untertan gemacht, dabei aber seine Fürsorgepflicht schlicht aus den Augen verloren hat. Das ist der Rahmen für das Singspiel, mit beeindruckend dichter und gewaltiger Sprachkunst.
Hessische/Niedersächische Allgemeine
Mit ziemlich grobem Pinsel gemalt und zugleich voll feinem Humor.
Frankfurter Rundschau
In den fantasievollen Kostümen von Sabine Kohlstedt liefern alle Schauspieler beeindruckende Leistungen ab. (…) Die Musik, die Masha Qrella komponiert hat und mit Band auf der Bühne auch selbst interpretiert, ist eingängig, changierend zwischen Pop, Rock, Soul und Postrock, aber nie eintönig – und das ist bei einem Theaterabend vielleicht das wichtigste, ganz besonders, wenn es sich um ein engagiertes Stück handelt.
nachtkritik.de
Wer hätte vermutet, dass sich aus den guten alten, leicht sentimentalen Bremer Stadtmusikanten ein bitterböses Diskurs-Märchen auf dem Stand der aktuellen kritischen Debatten reimen lässt?
Auswahlgremium Mülheimer Theatertage