
Foto: Jan Bosch
Aufbruch zu neuen Ufern
In der ersten Phase von Tanzland, dem sprichwörtlichen „Aufbruch zu neuen Ufern“, stellte sich die DCO im Herbst 2023 dem Siegener Publikum mit der Produktion Breathless – Portrait of the Artist vor. Choreografiert wurde der Abend von Iratxe Ansa und Igor Bacovich.
Nach meiner Interpretation spielte das Stück im Kopf eines Künstlers, die Tänzer:innen stellten die Gedanken dar und im Endeffekt entsteht aus Gedanken – sowohl guten als auch schlechten, ein Kunstwerk. […] Die Vorstellungen haben die Zuschauer:innen wirklich breathless, also atemlos und sprachlos, gemacht.
Paulina Kiel, Tanzbloggerin, 14 Jahre
Auch die erste Workshop-Phase und die Masterclasses in und mit den drei Tanzschulen wurden gestartet.
Sich mitreißen lassen
Im Februar 2024 verzauberte die DCO mit dem Stück EastWest, choreografiert von Marguerite Donlon. In EastWest wurde die Bühne zur Begegnungsstätte von Orient und Okzident: Tänzer:innen der DCO – aus insgesamt zehn Nationen – trafen auf syrische Musiker:innen, einen Schauspieler und Videokunst. Ein west-östlicher Austausch von Tanz, Musik und Sprache.
EastWest war einfach nur fantastisch. Es war aktuell, die Livemusik war toll und die Tänzer:innen waren natürlich sehr, sehr gut.
Paulina Kiel, Tanzbloggerin, 14 Jahre
Beeindruckende Bilder, tiefgreifende Bewegungen und ein atemberaubendes Spiel mit Licht und Schatten auf der Bühnenwand. Geschichten über Begegnungen, Verlust, Familie und Flucht wurden in unerwarteter Weise durch Musik und Tanz erzählt.
Valentin Hemsing, Tanzblogger, 23 Jahre
Ausschau halten

Foto: Jan Bosch
Mit einer herausragenden Vorstellung von Holland / Le Chat Noir begeisterte die DCO bei ihrem dritten Gastspiel. Der langjährige künstlerische Direktor des renommierten Scapino Ballet Rotterdam, Ed Wubbe, kreierte hier nicht nur eine Hommage an seine Heimat, sondern auch an das berühmte Pariser Kabarett auf dem Montmartre.
Ein choreografisches Highlight war auf jeden Fall der Teil im Stück, bei dem die Tänzer:innen Röcke aus Metallstäben trugen (…). Es gab keine Musik und trotzdem waren die Tänzer:innen perfekt synchron, was ich sehr beeindruckend finde.
Paulina Kiel, Tanzbloggerin, 14 Jahre
Im Anschluss an die Vorstellung wurden die drei Stipendiatinnen für „Siegen tanzt!“ bekannt gegeben: Evelyn Pogorazdov (AkzepTanz), Lea-Sophie Muth (Ballett Meister Schule) und Mara Eileen Grimm (Ballettschule Reindt) erhielten das Stipendium und damit die Möglichkeit, in Osnabrück mit der DCO zu trainieren und in einer Produktion mitzuwirken.
Zum ersten Mal wurde außerdem der inklusive Workshop TanzZeit angeboten – ein Format für Menschen mit und ohne Behinderung, das neue Räume der Teilhabe schuf.
Land in Sicht
Im Februar 2025 zeigte die DCO Magija, ein zeitgenössisches Märchen von zwei Choreografinnen aus Serbien und Kroatien, die darin ihren Blick auf Rituale und Traditionen warfen. Ein faszinierender Abend, der die Bühne in einen mystischen Erzählraum verwandelte – begleitet von einem erneut gut besuchten Workshopangebot.
Ankommen
Im April 2025 war es dann so weit: Die Siegener Talente standen selbst auf der Apollo-Bühne – gemeinsam mit der DCO! In Midwinter, einer eindrucksvollen Arbeit von James Wilton über den Tod des Winters und die Wiedergeburt des Sommers, eröffneten die drei Stipendiatinnen den Abend mit einem berührenden Trio zum Thema „Freundschaft“. Ein Moment, in dem das Ziel des Projekts – Verbindung und Austausch – sichtbar und spürbar wurde.
Brücken bauen
Zum feierlichen Abschluss wanderte der Tanz hinaus in den Stadtraum: Im Juni 2025 luden Apollo und die DCO zur Abschlussperformance unter freiem Himmel im Herrengarten ein. Viele Siegener:innen tanzten begeistert mit, der Tanz war mitten in der Stadt angekommen. Einen Tag später feierten wir gemeinsam die große Abschlussgala Was Tanz kann auf der Apollo-Bühne mit Auszügen aus dem Repertoire der DCO und zahlreichen Freund:innen, Unterstützer:innen und Wegbegleiter:innen. Ein Fest des Tanzes, der Freundschaft und des gemeinsamen Gelingens.
Auf ins Klassenzimmer
Doch Tanzland endet nicht mit dem letzten Bühnenvorhang, es wirkt weiter. Nach zwei intensiven Jahren bleibt ein Teil des Projekts noch ein weiteres Jahr erhalten und kommt den Schüler:innen in Siegen-Wittgenstein zugute: Mit dem Klassenzimmerstück in.order, das gemeinsam mit einer 7. Klasse entwickelt wurde, bringt die Frantics Dance Company den Tanz direkt in die Schule. Drei Tänzer:innen der DCO entwickelten gemeinsam mit den Jugendlichen ein Stück über Lebensrealität, Freundschaft und Identität. Die Vorstellungen sind kostenlos und beinhalten im Anschluss einen Workshop, der den Austausch vertieft und neue Perspektiven eröffnet. Für viele Schüler:innen ist das oft der erste direkte Kontakt mit professionellem Tanz, ein wichtiger Schritt in Richtung kultureller Bildung und Teilhabe.
Das Stück war oftmals sehr überraschend und man wusste nicht, was als Nächstes kommt und wie dann Spiel und Tanz wieder miteinander verbunden werden. Das Einbinden der Klasse hat Theater für die Schüler:innen realer, nahbarer werden lassen. Insgesamt ein tolles Projekt für Schulen.
Hauke Otto, Lehrer Gymnasium Stift Keppel
Das Klassenzimmerstück war witzig, bewegt, kurzweilig, emotional und lehrreich. In Verbindung mit dem Workshop konnten wir sogar Fachbegriffe wiederholen und Freeze, Hochstatus, Tiefstatus oder Slow Motion üben.
Teresa Clemens, Lehrerin Gesamtschule Waldbröl
Das Klassenzimmerstück in.order ist in meinen Augen besonders, weil es die Lebenswelt der Schüler:innen (z. B. neu in einer Klasse sein) in einer tänzerischen Ausdrucksform auf Top-Niveau darstellt. Das war für viele Kinder neu und sehr eindrucksvoll. Das Stück ist witzig und ansprechend gestaltet, man kann sich gar nicht satt sehen. Besonders toll war die Nachbesprechung, in welcher die Kinder selbst Tanzelemente des Stückes aufgreifen konnten und in Bewegung kamen. Tanztheater im Klassenzimmer? Das funktioniert spitzenmäßig!
Philipp Kinkel, Lehrer Gesamtschule Eiserfeld
Ein Projekt, das bleibt
Zwei Jahre Tanzland waren nicht nur Gastspiele und Workshops, nicht nur Proben, Begegnungen und Applaus. Es war ein gemeinsamer Weg. Ein Dialog zwischen Stadt und Bühne, zwischen jungen Talenten und internationalen Profis, zwischen Institutionen, die zusammengewachsen sind. Wir haben erlebt, wie Tanz Menschen verbindet – über Altersgrenzen, kulturelle Hintergründe und Lebensrealitäten hinweg. Wie aus einer Idee ein Netzwerk wurde. Und wie aus Bewegung Beziehung entsteht.
Was bleibt, ist mehr als Erinnerung: Es ist die gewachsene Offenheit für Tanz in Siegen. Es sind neue Impulse für die Szene vor Ort, Mut für künftige Kooperationen und ganz konkrete Möglichkeiten für junge Menschen, sich tänzerisch weiterzuentwickeln. Und es bleibt ein Gefühl: Dass etwas in Bewegung geraten ist – und dass es weitergeht. Siegen tanzt. Immer noch. Und weiter.